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Der erste Satz

Auf den ersten Satz kommt es an. Im Journalismus, aber vor allem in der Literatur. Denn ein guter erster Satz sorgt für Spannung und Neugierde, er gibt die Atmosphäre vor und zieht den Leser in den Text hinein. Doch gute erste Sätze sind rar, ja, ein Kunststück, das der englische Baron und Autor Edward George Bulwer-Lytton beherrscht hat. Seine Erzählung „Paul Clifford“ aus dem Jahre 1830 begann er meisterlich mit den berühmten Worten: „Es war eine dunkle und stürmische Nacht“. („It was a dark and stormy night“.)

Seit nun mehr schon 29 Jahren ist der Baron daher auch Namensgeber des amerikanischen Bulwer-Lytton Fiction Contest, bei dem jedoch literarische Grausamkeiten ausgezeichnet werden, beispielsweise völlig missratene Romananfänge. Allerdings Romananfänge meist ohne Roman, denn es geht dabei nur um den ersten Satz. Eine hübsche spleenige Idee, über deren Sinn man zwar streiten kann, die aber vor allem Literatur- und Sprachfreunde viel Spaß bereitet.

Sieger wurde in diesem Jahr eine leibhaftige Professorin, Sue Fondrie aus Oshkosh im US-Bundesstaat Wisconsin, mit dem Satz „Spatzenhafte Gedanken, die von einem turbinenähnlichen Bewusstsein in blutige Fetzen gerissen und auf den wachsenden Haufen vergessener Erinnerungen geworfen werden.“ (Übersetzung: tagesschau.de). Ein  Satz, der beweist, dass es auch schlechte kurze erste Sätze gibt. Und er ist sogar der kürzeste Gewinnersatz in der Geschichte des Wettbewerbs.

Von ganz anderem Kaliber ist der Zweitplatzierte, der von Rodney Reed aus Ooltewah stammt: „Als ich inmitten der geplünderten Ruine stand, die einst mein Zuhause war, das Nachspiel aller Gräuel und Grausamkeiten begutachtend, die an meiner Familie verübt wurden und an allem, was mir teuer war, da schwor ich mir dass, wo auch immer ich hingehen müsse, was auch immer ich tun oder ertragen müsse, ich würde den Mann finden, der dies getan hat…. und wenn ich ihn fände, wenn ich ihn fände, oh, es würde Klartext gesprochen.“ – Gut, dass uns das zumindest erspart geblieben ist.

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