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TV-Kritik: Die Jagd nach dem weißen Gold

Solch eine Tochter wünscht man noch nicht einmal einem deutschen Botschafter! Aber der Reihe nach: Sebastian Gerber vertritt als Diplomat die Bundesrepublik in Sambia: Seine Ehe ist schon vor langer Zeit in die Brüche gegangen, aber seine Tochter Lilly lebt auch weiterhin bei ihm. Sie studiert in Lusaka, der Hauptstadt des südafrikanischen Staates, Medizin. – Allein das schon ist ein toller Drehbucheinfall, aber es kommt noch wesentlich dicker und wird schließlich sogar adipös. Lilly vernachlässigt nämlich ihr Studium, um für den Schutz der heimischen Elefanten zu kämpfen. Diese werden von Wilderern wegen ihres Elfenbeins gejagt, um dieses „weiße Gold“ für viel Geld nach Asien zu verkaufen. Und bei ihrem Engagement führt sich Lilly auf, wie – nun ja – der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.

Ohne auf das Amt und damit eben auch auf das Gastland ihres Vaters Rücksicht zu nehmen, nimmt sie an Demonstrationen teil, tritt mit Parolen gegen den sambischen Staat im Fernsehen auf, legt sich mit der heimischen, allerdings erstaunlich sanft agierenden Polizei an, und als sie deswegen doch ausgewiesen wird, ignoriert sie heimlich diese Anordnung, um weiter für ihre Elefanten zu kämpfen. Kurzum: Lilly geht den sambischen Behörden ziemlich auf den Wecker. Und wie Susanne Bormann diese Rolle mit heiligem pubertärem Ernst spielt, geht es den Zuschauern leider nicht viel besser.

Sebastian Gerber hat also alle Hände voll zu tun, um das Schlimmste für seine Tochter und für unsere diplomatischen Beziehungen zu Sambia zu verhindern. Doch Walter Sittler, der nach „Auftrag in Afrika“ (2010) zum zweiten Mal in dieser Rolle zu sehen ist, tritt auf, wie es sonst nur im deutschen Fernsehen Heino Ferch hinbekommt, wenn der mal wieder den deutschen Bruce Willis gibt. Ihm gelingt also nicht nur das Kunststück, einen Sack Flöhe – pardon – seine Tochter zu hüten, sondern er bekämpft fast im Alleingang den Elfenbeinschmuggel, überführt dabei korrupte Amtsträger, hilft kenntnisreich armen Bauern, entschärft mit dem Taschenmesser eine russische Landmine, vermittelt zwischendurch erfolgreich ein deutsch-sambisches Kupfergeschäft – und erobert auch noch das Herz einer natürlich weißen Frau, der Ärztin Karen (Katharina Abt).

Das sind eigentlich ziemlich viele Problemfelder für einen Mann allein, aber eben nicht für einen Sittler-Ferch-Willis! Zudem hat man beim Zuschauen den Verdacht, dass Regisseur Sigi Rothemund und die Drehbuchautoren Daniel Maximilian und Thomas Pauli für diese afrikanische Seifenoper vorab Themen-Lotto gespielt haben. Und dabei wurden eben die schon genannten Themen und Probleme gezogen, die nun irgendwie verbunden werden mussten. Was ziemlich in die Hose gegangen ist.

Außerdem bietet „Die Jagd nach dem weißen Gold“ nicht nur einen wilden Themen-Mix, sondern schwankt wie ein betrunkener Elefant ständig zwischen zwei Genre: Mal ist der Film ein leider überhaupt nicht spannender Tierschutz-Öko-Thriller und dann plötzlich wieder eine halbwegs nette Liebeskomödie unter heißer afrikanischer Sonne. Dieses Hin und Her macht zwar mental schwindelig, wirkt jedoch alles andere als gekonnt. Und man fragt sich die ganze Zeit über, warum das ZDF diesen seifenglatten Schaumschläger-Film am Montag zeigt, wo sonst um die Uhrzeit ja meist ganz anständige Produktionen laufen, und nicht auf dem senderüblichen Schmonzetten-Termin am Sonntagabend! Da weiß man schließlich, was einen erwartet.

ZDF, 04.06.2012, 20:15 Uhr

  1. Callaway
    Juni 4, 2012 um 7:41 pm

    Der Wetterbericht ist wesentlich spannender und besser gespielt!

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