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The Act of Killing

Das Blut habe fürchterlich gestunken, erinnert sich der Massenmörder Anwar Congo. Aus diesem Grund habe er lieber zu einer „sauberen“ Art des Tötens gegriffen: dem Strangulieren mit einer Drahtschlinge. Und dann führt er in dem sehenswerten Dokumentarfilm „The Act of Killing“ des amerikanischen Regisseurs Joshua Oppenheimer vor, wie man mit diesem Mordinstrument am besten umgeht. Mehr als 100 Menschen hat Congo auf diese Art in den Jahren 1965/66 in Indonesien eigenhändig ermordet, alles vermeintliche Oppositionelle des damaligen Militärregimes. Und er ist für diesen Taten nie bestraft wurden.

Ganz im Gegenteil. Congo ist heute in seinem Land ein angesehener alter Herr, der in TV-Talkshows von seinen Taten prahlen darf. Und er ist nur einer von vielen, die vor fast 50 Jahren als Paramilitärs oder Gangster mehr als eine Million angebliche Kommunisten umgebracht hat. Ein Massenmord, der – wie der von Werner Herzog mitproduzierte Film zeigt – offenbar von der indonesischen Gesellschaft bis heute positiv verklärt wird. So treten in der Dokumentation beispielsweise Vertreter der heutigen Regierung auf, die die einstigen Killer als Freiheitskämpfer feiern.

Wohl auch ein Grund, dass die Mörder in diesem Film nicht nur völlig offen von ihren Untaten erzählen, sondern auch bereit sind, sie für einen angeblich zu drehenden Spielfilm nachzuspielen. Die Begeisterung, die sie dabei an den Tag legen, ist erschreckend und trägt bisweilen groteske Züge. Genau wie die dabei entstehenden fiktiven Szenen, bei denen sie gern Vorbilder aus amerikanischen Gangsterfilmen der Zeit zitieren. Bei aller Grausamkeit, die hier beschrieben wird, wirken diese Massenmörder gleichzeitig in ihrer Erscheinung fürchterlich banal. Und man denkt unweigerlich an Hannah Arendts vielzitiertes Wort von der „Banalität des Bösen“, die sich eben nicht auf Nazi-Deutschland beschränken lässt.

The Act of Killing, Regie: Joshua Oppenheimer, Dänemark, Norwegen, Großbritannien 2012, 115 Min. FSK: nicht bekannt

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